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August 2025

CE-Kennzeichnung international: Sprachliche Anforderungen

Die CE-Kennzeichnung ist für viele Produkte, die im Europäischen Wirtschaftsraum in Verkehr gebracht werden, eine wichtige Voraussetzung. Sie signalisiert, dass ein Produkt die geltenden europäischen Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltanforderungen erfüllt. Im Gegensatz zu Prüfsiegel steht das CE-Zeichen nicht für eine freiwillige Qualitätsprüfung, sondern für eine gesetzlich vorgeschriebene Konformitätserklärung des Herstellers.

Ein oft unterschätzter Aspekt dieser Konformität betrifft die Sprache der Produktdokumentation. Nahezu alle relevanten EU-Vorgaben fordern, dass sicherheitsrelevante Unterlagen in der bzw. den Amtssprachen des Ziellandes bereitgestellt werden.

tolingo unterstützen Unternehmen dabei, diese Anforderungen zuverlässig zu erfüllen – mit branchenerfahrenen Fachübersetzern, klar definierten Prozessen und Qualitätssicherung nach anerkannten Standards.

Was ist die CE-Kennzeichnung und wer benötigt sie?

Die CE-Kennzeichnung (frz. Conformité Européenne) ist ein verpflichtendes Marktgulassungszeichen für Produkte im Europäischen Wirtschaftsraum. Anders als Qualitätsprüfsiegel fungiert sie als Herstellererklärung für die Einhaltung aller anwendbaren EU-Vorschriften. Mit dem Anbringen der CE-Kennzeichnung erklärt der Hersteller in eigener Verantwortung, dass sein Produkt alle zutreffenden EU-Richtlinien und -Verordnungen erfüllt. Diese Selbstzertifizierung ermöglicht den freien Warenverkehr zwischen allen EU- und EWR-Mitgliedstaaten ohne zusätzliche nationale Prüfungen.

Derzeit (Stand 2025) unterliegen rund 29 Produktgruppen der CE-Pflicht – darunter Maschinen, elektrische Betriebsmittel, Medizinprodukte, Spielzeug, persönliche Schutzausrüstung, Druckgeräte und mehr.

Rechtliche Basis und Abgrenzung

Die Anforderungen sind in EU-Richtlinien und -Verordnungen festgelegt, die für jede Produktkategorie grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen definieren. Beispiele sind die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, die Medizinprodukte-Verordnung (EU) 2017/745 oder die Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU. Das CE-Zeichen unterscheidet sich dabei wesentlich von anderen Kennzeichnungen in Zweck, Prüfverfahren und Sprachanforderungen:

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Sprachliche Anforderungen im Detail

Ein oft übersehener Aspekt der CE-Konformität sind die sprachlichen Verpflichtungen. Nahezu alle einschlägigen EU-Richtlinien schreiben vor, dass sicherheitsrelevante Informationen in der Amtssprache des jeweiligen Bestimmungslandes bereitgestellt werden müssen.

Pflichtsprachen nach Ländern

Frankreich: Französisch verpflichtend
Belgien: Französisch, Niederländisch und Deutsch
Finnland: Finnisch und Schwedisch
Irland/Malta: Englisch 
Luxemburg: Deutsch oder Französisch

Welche Dokumente müssen übersetzt werden?

Die Übersetzungspflicht erstreckt sich auf verschiedene Dokumentkategorien mit unterschiedlicher Kritikalität:

Dokumenttyp Übersetzungspflicht Besonderheiten
EU-Konformitätserklärung Verpflichtend Original kennzeichnen, Übersetzung markieren
Betriebsanleitung Verpflichtend Vollständig, verständlich, kulturell angemessen
Sicherheitshinweise Verpflichtend Höchste Präzision erforderlich
Wartungsanleitungen Verpflichtend Bei sicherheitsrelevanten Wartungsarbeiten
Technische Dokumentation Auf Anfrage Behörden können Übersetzung verlangen

Qualitätsanforderungen an Übersetzungen

Die EU-Rechtsprechung stellt hohe Anforderungen an die Übersetzungsqualität. Ungenauigkeiten bei Fachbegriffen – etwa zwischen „Not-Halt“ und „Not-Aus“ – können als Sachmangel des Produkts gelten, wodurch Hersteller haften, als wäre das Produkt selbst defekt. Rechtlich wären mögliche Konsequenzen beispielsweise Rückrufaktionen, Bußgeldern oder Haftungsansprüchen.

Die 4 Kernbereiche professioneller Übersetzungsqualität

Qualifizierte Fachübersetzer

Branchenerfahrung, technisches Verständnis und Kenntnisse der CE-Richtlinien

Vier-Augen-Prinzip

Lektorat durch erfahrene Fachlektoren mit Branchenwissen

Terminologiemanagement

Konsistente Fachbegriffe über alle Dokumente und Sprachversionen

ISO 17100 Standards

Dokumentierte Qualitätssicherungsprozesse und Nachvollziehbarkeit

Praktische Herausforderungen in der Umsetzung

Die Implementierung mehrsprachiger CE-Dokumentation konfrontiert Unternehmen mit vielschichtigen Herausforderungen, die systematisch angegangen werden müssen.

Terminologie-Konsistenz als Erfolgsfaktor

Technische Fachterminologie bildet das Fundament verständlicher und compliance-konformer Dokumentation. Ein einzelner Begriff wie "Druckentlastungsventil" muss in allen Sprachversionen konsistent über die gesamte Produktpalette hinweg übersetzt werden.

Herausforderung: Branchenspezifische Normensprachen

  • Medizintechnik: Andere Konventionen als Maschinenbau
  • Kontextabhängigkeit: "Sensor" kann als "Fühler", "Geber" oder "Detektor" übersetzt werden
  • Regionale Präferenzen: Unterschiedliche Begriffe je nach Zielland
  • Normierung: Einhaltung branchenspezifischer Standards

Branchenspezifische Anforderungen

Je nach Branche und Produkt gelten zusätzlich spezielle Vorgaben zu Dokumentation und Sprache. Die wichtigsten Bereiche im Überblick:

Medizinprodukte (EU-MDR)

EU-Medizinprodukte-Verordnung 2017/745: Alle vom Hersteller bereitgestellten Informationen – Kennzeichnung, Gebrauchsanweisungen, Implantatkarten, Software-GUIs – müssen in der vom jeweiligen Land geforderten Sprache vorliegen.

  • Besonderheit: Patienteninformationen müssen verständlich formuliert sein
  • SSCP-Dokumente: Safety und Clinical Performance Summary für Hochrisiko-Produkte
  • Symbolik: Standardisierte Symbole reduzieren Sprachbarrieren

Maschinen (Maschinenrichtlinie/-verordnung)

Maschinenrichtlinie 2006/42/EG: Jeder Maschine muss eine Betriebsanleitung in der Amtssprache des Verwendungslandes beiliegen.

  • Original kennzeichnen: "Originalbetriebsanleitung" vs. "Übersetzung"
  • Neue Maschinenverordnung ab 2027: Digitale Anleitungen explizit erlaubt
  • Timing: Anleitung muss zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens fertig sein

Spielzeug und Elektrogeräte

Branche Spezielle Anforderungen Kritische Punkte
Spielzeug Warnhinweise mit "Achtung", Altersempfehlungen, Montagehinweise Kulturelle Anpassung für Eltern/Betreuer
Elektrogeräte Software-GUIs, Display-Menüs, Energiekennzeichnungen WEEE-Entsorgungshinweise

Best Practices und professionelle Lösungsansätze

Erfolgreiche CE-Compliance erfordert systematische Herangehensweisen, die sprachliche Anforderungen von Beginn an in die Produktentwicklung integrieren.

Translation Memory Systeme für Konsistenz

Translation Memory (TM) Systeme revolutionieren die Verwaltung mehrsprachiger technischer Dokumentation. Diese Technologien speichern bereits übersetzte Textsegmente und erkennen automatisch Wiederholungen in neuen Dokumenten.

Vorteile von Translation Memory

 

Kostenreduktion: Wiederverwendung bereits übersetzter Texte
Konsistenz: Einheitliche Terminologie über alle Dokumente
Geschwindigkeit: Schnellere Bearbeitung von Updates
Qualität: Fuzzy-Matching für ähnliche Textstellenreduction

Systematisches Terminologiemanagement

Terminologiedatenbanken bilden das Fundament professioneller Fachübersetzungen. Sie dokumentieren die verbindliche Übersetzung jedes technischen Begriffs in alle Zielsprachen und gewährleisten Konsistenz über alle Dokumente und Produktgenerationen hinweg.

Erfolgsfaktoren für Terminologiemanagement

  1. Frühzeitige Integration: Terminologie bereits in der Produktentwicklung definieren
  2. Mehrstufige Freigabe: Fachexperten, Übersetzer und Produktmanager arbeiten zusammen
  3. Versionskontrolle: Dokumentation aller Änderungen und Freigaben
  4. Kontinuierliche Pflege: Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung

Auswahl professioneller Übersetzungspartner

Die Auswahl qualifizierter Fachübersetzer entscheidet maßgeblich über den Erfolg mehrsprachiger CE-Dokumentation. Spezialisierte Übersetzungsunternehmen kombinieren branchenspezifisches Fachwissen mit tiefen Kenntnissen regulatorischer Anforderungen.

Auswahlkriterien für Übersetzungsdienstleister

  • Branchenerfahrung: Nachgewiesene Expertise in Ihrer Produktkategorie
  • Zertifizierungen: ISO 17100, DIN EN 15038 oder vergleichbare Standards
  • Qualitätssicherung: Dokumentierte Vier-Augen-Prinzip-Prozesse
  • Terminologiemanagement: Fähigkeit zur konsistenten Begriffsverwendung
  • Technische Integration: API-Schnittstellen zu Content-Management-Systemen
  • Compliance-Kenntnisse: Verständnis für CE-Richtlinien und deren Umsetzung

Länderübergreifende Besonderheiten und Brexit-Auswirkungen

Die europäische Produktlandschaft hat sich durch den Brexit fundamental verändert, was neue Komplexitäten für die sprachliche Compliance mit sich bringt.

Brexit und UKCA-Kennzeichnung Aktuelle Regelung (Stand 2025)

Das UKCA-Zeichen (UK Conformity Assessed) ist eine britische Produktkennzeichnung, die seit dem 1. Januar 2021 für bestimmte Produkte verwendet wird, die in Großbritannien in den Verkehr gebracht werden. Es ist im Wesentlichen ein Ersatz für das CE-Zeichen nach dem Brexit und zeigt an, dass ein Produkt die Konformitätsanforderungen des britischen Marktes erfüllt. 

Seit August 2024 erkennt die britische Regierung die CE-Kennzeichnung jedoch unbefristet an. Das UKCA-Zeichen kann weiterhin verwendet werden, ist aber nicht mehr verpflichtend. Für Unternehmen bedeutet das: Eine englischsprachige Dokumentation bleibt Pflicht, separate UKCA-Übersetzungen sind jedoch nicht erforderlich.

Schweiz und Norwegen 

Norwegen setzt als EWR-Mitglied die EU-Richtlinien für Produktsicherheit um. Produkte mit CE-Kennzeichnung können dort ohne zusätzliche Prüfung in Verkehr gebracht werden. Technische Dokumentation muss auf Norwegisch vorliegen.

Die Schweiz akzeptiert für viele Produktgruppen die CE-Kennzeichnung auf Basis bilateraler Abkommen mit der EU. Ergänzend gelten nationale Vorschriften. Produktdokumentation muss in einer Amtssprache (Deutsch, Französisch oder Italienisch) bereitgestellt werden, abhängig vom Vertriebsgebiet.

EU vs. Drittländer 

Drittländer haben eigene Kennzeichnungssysteme, z. B.  CCC (China) oder FCC (USA). Diese Systeme verlangen oft separate Prüfverfahren und eigene sprachliche Vorgaben. China fordert in der Regel vollständige chinesische Übersetzungen, die USA technische Dokumentation auf Englisch.

Hier ein Überblick:

Region Kennzeichnung Sprachanforderungen
EU/EWR CE-Zeichen Jeweilige Landessprache(n)
Großbritannien CE oder UKCA Englisch
Nordirland CE + UKNI Englisch
Schweiz CE-Zeichen Deutsch, Französisch oder Italienisch
Norwegen CE-Zeichen Norwegisch (Schwedisch/Dänisch oft akzeptiert)

Aktuelle Entwicklungen und Zukunftstrends

Digitalisierung der CE-Dokumentation

Ein großer Trend ist die Abkehr von rein papierbasierten Handbüchern hin zu digitalen Betriebsanleitungen. Die neue Maschinenverordnung macht es vor: Ab 2027 dürfen Hersteller die Anleitung standardmäßig in elektronischer Form liefern.

Vorteile digitaler Dokumentation

  • Mehrsprachigkeit: Beliebig viele Sprachen parallel ohne Druckkosten
  • Aktualisierbarkeit: Sofortige Updates bei Produktänderungen
  • Multimedialität: Videos, interaktive Inhalte, 3D-Ansichten
  • Zugänglichkeit: QR-Codes, Webportale, Offline-Verfügbarkeit
  • Umweltschutz: Reduzierung von Papiermüll

Fazit 

CE-Kennzeichnung und sprachlichen Anforderungen sind strak miteinander verknüpft. Produktmanager, Qualitätsverantwortliche und technische Redakteure müssen gemeinsam sicherstellen, dass ein CE-konformes Produkt nicht an der Übersetzung scheitert. 

Compliance Checkliste: Sprachliche Anforderungen

 
Zielländer definieren: Welche EU-Länder werden beliefert?
 
Pflichtsprachen ermitteln: Länderspezifische Sprachanforderungen prüfen
 
Dokumenttypen kategorisieren: Konformitätserklärung, Betriebsanleitung, Sicherheitshinweise
 
Fachübersetzer auswählen: Branchenerfahrung und ISO 17100 Zertifizierung
 
Regelmäßige Updates: Produktänderungen in allen Sprachversionen parallel umsetzen

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