Bauanleitungen, Bedienungsanleitungen, Betriebsanleitungen, Gebrauchsanweisungen, Montageanleitungen, Online-Hilfen, Prozessbeschreibungen, QM-Handbücher, Schulungsunterlagen, Tutorials – es gibt etliche Textarten, die technische Informationen enthalten.
In unserer technologisierten Welt werden es zudem laufend mehr. Zahlreiche Gesetze, (EU-)Richtlinien und Normen sorgen außerdem dafür, dass Hersteller technischer Geräte immer komplexere Informationspflichten erfüllen müssen – und damit steigen auch der Bedarf und Qualitätsanspruch an die Übersetzungen technischer Dokumentationen.
Laut der Gesellschaft für Technische Kommunikation, kurz tekom, werden Produktinformationen durchschnittlich in zwölf verschiedene Sprachen übersetzt. Doch können die akribisch erstellten Texte technischer Redaktionen einfach so an ein beliebiges Übersetzungsbüro gegeben werden? Definitiv nicht! Das wissen die technischen Autor:innen selbst am besten. Schließlich gibt es festgelegte Regeln für die technische Kommunikation, und zwar ziemlich viele.
Die Regeln in der technischen Kommunikation sollen sicherstellen, dass Inhalte nie mehrdeutig sind, keinen Interpretationsspielraum lassen, also unmissverständlich sind.
Zum Vergleich: Eine Produktwerbung hat die Aufgabe, potenzielle Käufer:innen zu überzeugen – das gelingt ihr oft mit einem stimmigen Inhalt UND auf der Metaebene. Neben der reinen Information schwingen bei ihr Verheißungen mit, die möglichst genau die Gefühle auslösen sollen, die zum Kauf anregen.
Eine Produktinformation soll hingegen so sachlich wie möglich sein. Sie muss den Anwender:innen den exakten Gebrauch eindeutig erklären – OHNE Metaebene. Die Hauptaufgabe der technischen Dokumentation ist es, möglichst jede Form von Mehrdeutigkeit auszuschließen, damit es nicht zu Anwendungsfehlern kommt.
Während eine unpräzise Betriebsanleitung für ein Autospielzeug möglicherweise „nur“ Frust auslöst, kann eine Serie falsch zusammengebauter Kraftfahrzeuge zu millionenschweren Folgekosten führen. Und abgesehen von einmaligen finanziellen Schäden oder mittelfristigen Imageverlusten kann die falsche Anwendung aufgrund einer missverständlich formulierten technischen Dokumentation auch zu Personenschäden führen, die im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sind.
Die technische Kommunikation ist unter anderem aufgrund der Beschreibung von Schutzmaßnahmen, Warn- und Haltbarkeitshinweisen ein wichtiger Aspekt der Produktsicherheit und somit Teil der gesetzlichen Sorgfaltspflicht von Unternehmen, um Schaden von Endverbraucher:innen abzuwenden.
Konsistenz, die einheitliche Verwendung widerspruchsfreier sprachlicher Mittel, ist der Schlüssel für möglichst unmissverständliche Texte. Sie ist das oberste Ziel in der technischen Kommunikation. Das bedeutet, dass alle in der Dokumentation eingeführten Begriffe und Formulierungen ausnahmslos immer wieder in der gleichen Form verwendet werden sollten – innerhalb eines Textes und in der Regel auch dokument- und medienübergreifend.
Abwechslungsreiche Synonyme und Umschreibungen würden sich hier negativ auf die Qualität auswirken. Ein Beispiel dafür sind Anweisungen, die häufig in technischen Dokumentationen wie Anleitungen und Gebrauchsanweisungen vorkommen: Klicke den Button oder Wähle die Schaltfläche sind inhaltlich zwar synonym, sollten aber nicht abwechselnd verwendet werden, da dies nur unnötig Verwirrung stiften würde.
Dieses „Gleichheitsprinzip“ in der technischen Kommunikation gilt gleichermaßen für die Wortwahl und auch für Satzbau, Dokumentstruktur und Formatierungen. Außerdem sollten Handlungsanweisungen in der Regel chronologisch formuliert sein und so, dass im Satz zuerst das Was? geklärt wird, dann ggf. das Wo? und zum Schluss das Wie?
Beispiel: Um die Registrierung abzuschließen (Was), klicke in der E-Mail (Wo) den Aktivierungslink (Wie). Und nicht etwa: Klicke den Aktivierungslink in der E-Mail, dann wird die Registrierung abgeschlossen.
Folgen Linguistik und Layout den festgelegten Richtlinien, funktionieren technische Dokumentationen wie Verkehrszeichen: Sie sind für die Teilnehmer:innen schnell erfassbar, leicht verständlich und bieten ihnen eine hilfreiche Orientierung.
Ganz ähnliche Regeln gelten bei der Übersetzung dieser Textarten. Die technische Übersetzung ist eine eigene Disziplin in der technischen Kommunikation. Denn naturgemäß können die in der einen Sprache angewandten Regeln nicht immer 1:1 in jede andere Sprache übernommen werden, ohne seltsam zu wirken oder sogar missverständlich zu werden.
Folgende Dos and Don’ts sollten Auftraggeber:innen von technischen Übersetzungen daher im Blick haben:
Bei technischen Dokumentationen müssen logischerweise Übersetzungsprofis ran, und zwar technische Fachübersetzer:innen. Das Problem: Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Und viele Wege führen in diesen Beruf: Studium, Volontariat, Weiterbildung, Quereinstieg – der studierte technische Übersetzer ist dabei nicht zwangsläufig besser geeignet als die Ingenieurin, die als Quereinsteigerin übersetzt.
Zudem können Übersetzungsbüros leicht von sich behaupten, dass sie auch technische Übersetzungen beherrschen. Es empfiehlt sich, hier genauer nachzufragen, ob und wie die Übersetzungsagentur die Eignung und Qualität ihrer muttersprachlichen Fachübersetzer:innen nachweislich sicherstellt.
Wer ist geeigneter für die Fachübersetzung deiner technischen Dokumentationen? Technische Redakteur:innen mit breit aufgestelltem Wissen über verschiedene Branchen oder Ingenieur:innen mit einer vertieften Spezialisierung in deinem Fachgebiet? Ein auf Technik spezialisierter Linguist? Eine im Bereich Übersetzung weitergebildete Technikerin? Oder könnte sogar ein technikaffiner Werbetexter der ideale Übersetzer für dein Projekt sein?
Sie alle können für die technische Übersetzung deiner Inhalte mehr oder weniger geeignet sein. Je mehr Details zum jeweiligen Projekt dein Briefing an die Übersetzungsagentur enthält, desto besser kann diese die optimal geeigneten Übersetzer:innen finden!
Auch logisch: die Übersetzungsagentur achtet auf eine strikte terminologische Konsistenz. Und das möglichst automatisiert anhand deines vorhandenen oder eines für deine Zwecke neu erstellten Glossars. Idealerweise enthält dein Glossar alle Fachbegriffe in der gewünschten Übersetzung inkl. einer Beschreibung oder Definition, Regeln zur Verwendung und auch sogenannte forbidden terms, die nicht verwendet werden sollen. Du pflegst es entweder selbst oder überlässt das Terminologiemanagement deinem Übersetzungsbüro – dieser Service kostet zwar, spart dir aber auf lange Sicht Zeit und Geld. Ein gut gepflegtes Glossar ist Gold wert für die konsistente technische Übersetzung. Dabei lohnt sich ein Vergleich der Angebotsdetails.
Noch ein Tipp: Du solltest dir bewusst sein, dass einige technische Übersetzungsbüros dein Glossar nicht gerne herausrücken, wenn du es bei einem Wechsel zu einem anderen Dienstleister mitnehmen möchtest. Die Besitzrechte liegen jedoch bei dir bzw. bei deinem Unternehmen.
Beliebter Fehler: Gefühlt ist das beste Vorzeigeobjekt bzw. -material erst neulich erstellt worden und du hast damit allerbeste Erfahrungen gemacht. Doch tatsächlich ist es schon längst überholt. Fachbegriffe haben sich mit Einzug neuer Technologien und dem Wandel der Sprachen bereits geändert – die Welt dreht sich einfach schneller als früher.
Schau genau hin, was du deiner Übersetzungsagentur als Referenzmaterial für deine technische Kommunikation übermittelst. Sollten diese Texte an vielen Stellen überholt sein, droht ein unerwünschter Nachahmungseffekt im übersetzten Dokument. Eine professionelle Übersetzung beginnt daher mit einem guten Briefing und aktuellem Referenzmaterial.
Wer die Regeln beherrscht, darf sie auch brechen – sofern nötig. Eigentlich ist die Konsistenz das höchste Ziel der technischen Kommunikation. Doch zunehmend vermischen sich „harte“ technische Dokumentationen mit „weichen“ Anwenderinformationen für die Endkonsument:innen. Dokumentationen sollen nicht mehr nur eindeutig sein, sondern auch die Marke repräsentieren. Viele Unternehmen wünschen sich für ihre Marken, dass sich ihre spezifische Tonalität auch in Anleitungen, Online-Hilfen und Tutorials wiederfindet.
Hier trifft eindeutige Terminologie auf synonyme Wordings. Und es müssen Lösungen und Kompromisse gefunden werden: Welcher Begriff darf wann wo stehen und wie funktioniert dies jeweils in anderen Sprachen? Eine sinnige Regelung für die professionelle Übersetzung kannst du im Vorfeld in Zusammenarbeit mit deiner Übersetzungsagentur festlegen.
Machine Translation hat den Ruf, insbesondere bei technischen Dokumentationen besser als die Humanübersetzung zu sein. Bei der maschinellen Übersetzung passieren keinerlei Flüchtigkeitsfehler wie Tippfehler, Maßangaben werden richtig umgerechnet und die Maschine vergisst auch nicht den kleinsten Punkt. Allerdings wird dabei eigentlich immer eine Korrekturhilfe, also ein Post Editing durch den (technisch versierten) Menschen, für einen tatsächlich fehlerfreien Text benötigt.
Die Kombination beider Übersetzungsarten kann unschlagbar gut sein. Doch in nicht wenigen Fällen ist die Humanübersetzung die intelligentere Lösung. Es kommt immer auf die spezifische Textart und deren Vorgaben an. Welche Übersetzungslösung für deine Texte die richtige ist, solltest du von deinem Übersetzungsbüro vorab testen lassen. Bei verschiedenen Textarten können dies unterschiedliche Methoden sein und durch die kluge Auswahl lassen sich Zeit und Geld sparen.
Die Menge technischer Dokumentationen wächst, sowohl im Umfang ihrer (Pflicht-)Medien als auch in Bezug auf die benötigten Sprachen. Gerade weil sie es den Anwender:innen so leicht wie möglich machen sollen, sind technische Texte anspruchsvoll in der Erstellung. Die professionelle Dokumentation folgt etlichen Regeln und muss gesetzliche Vorgaben, Richtlinien und Normen erfüllen.
Die technische Kommunikation ist in der Regel Teil der Produktsicherheit und muss immer häufiger den Spagat mit der werblichen Produktinformation meistern, auch bei Bedienungsanleitungen. Der Anspruch an Qualität ist bei der technischen Übersetzung ausgesprochen hoch. Übersetzungen sollten folglich ausschließlich von qualifizierten Übersetzer:innen angefertigt werden – genauer gesagt von erfahrenen muttersprachlichen Branchen- bzw. Fachübersetzer:innen.
Wer der oder die richtige Übersetzer:in für die jeweilige Textart und das jeweilige technische Produkt ist, sollte idealerweise durch ein zertifiziertes Übersetzungsbüro geprüft werden. Der Einsatz von Machine Translation kann smart sein, ist es aber nicht zwangsläufig – auch das sollte vorab vom Dienstleister getestet werden.