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Regtech Übersetzungen | Compliance-Software für EU-Regulierung

Geschrieben von Lisa | Juli 2025

Regulatory Technology (RegTech) automatisiert Compliance-Prozesse und hilft Finanzdienstleistern dabei, komplexe internationale Vorschriften einzuhalten. Bei der internationalen Expansion müssen RegTech-Anbieter ihre Lösungen präzise an verschiedene Sprachen und Rechtssysteme anpassen.

Dieser Artikel zeigt, was RegTech beinhaltet und warum das für Ihr Unternehmen relevant sein könnte.

Was ist RegTech und warum ist Lokalisierung wichtig?

RegTech (Regulatory Technology) umfasst innovative Technologien zur Optimierung von Compliance-Prozessen. Im Gegensatz zu FinTech, das sich auf Kundenservices konzentriert, fokussiert sich RegTech auf die Erfüllung regulatorischer Anforderungen durch  Automatisierung und künstliche Intelligenz.

Die Technologie integriert maschinelles Lernen, Blockchain und Cloud-Computing, um traditionell manuelle Compliance-Verfahren zu digitalisieren. Dabei entstehen jedoch Herausforderungen bei der internationalen Expansion: Regulatorische Begriffe müssen exakt in verschiedene Sprachen und Rechtssysteme übertragen werden.

Zentrale Anwendungsbereiche von RegTech

Finanzdienstleister kennen das Problem: Die Regulierungsdichte nimmt zu, die verfügbare Zeit für Compliance-Arbeit bleibt gleich. Was früher mit bewährten Verfahren funktionierte, führt heute schnell zu Problemen mit Aufsichtsbehörden.

RegTech-Lösungen bieten:

Operative Effizienz: Reduzierung manueller Compliance-Arbeiten 
Früherkennung: Identifikation potenzieller Compliance-Verstöße vor Eintritt
Skalierbarkeit: Verarbeitung von Transaktionen ohne Personalaufbau
Audit-Sicherheit: Lückenlose Dokumentation aller regulatorischen Prozesse

Kundenidentifikation und Geldwäscheprävention (KYC/AML)

RegTech-Lösungen automatisieren Know Your Customer (KYC) Prozesse - die Überprüfung der Kundenidentität - und Anti-Money Laundering (AML) Systeme zur Geldwäscheprävention. Machine Learning-Algorithmen erkennen verdächtige Transaktionsmuster in Echtzeit und reduzieren Fehlalarme erheblich.

Blockchain-basierte Identitätsverifikation ermöglicht sichere, grenzüberschreitende KYC-Prozesse und vermeidet doppelte Prüfaufwände. Bei der internationalen Umsetzung müssen jedoch kulturelle und rechtliche Unterschiede in der Risikobewertung berücksichtigt werden.

Automatisierte Berichterstattung und Marktüberwachung

Automatisierte Reporting-Systeme verarbeiten komplexe Datenformate und erstellen regulatorische Berichte termingerecht. Besonders bei hochfrequenten Handelssystemen ermöglichen RegTech-Plattformen die Echtzeitüberwachung von Compliance-Verstößen.

Für internationale Finanzdienstleister bedeutet dies doppelte Komplexität: Neben der technischen Datenverarbeitung müssen regulatorische Begriffe exakt übersetzt werden. Ein "systematischer Internalisierer" nach deutschem Recht hat andere rechtliche Implikationen als vergleichbare Konzepte in anderen Ländern.

Risikomanagement und präventive Überwachung

Vorhersagende Datenanalyse identifiziert potenzielle Compliance-Risiken, bevor diese zu Verstößen führen. RegTech-Systeme integrieren verschiedene Datenquellen und erstellen ganzheitliche Risikoprofile für proaktive Maßnahmen.

EU-Regulierung als RegTech-Katalysator

MiFID II und MiFIR: Komplexität als Innovationstreiber

Die EU-Richtlinie MiFID II/MiFIR (Markets in Financial Instruments Directive) wirkte als wichtiger Katalysator für RegTech-Adoption aufgrund ihrer beispiellosen Komplexität.

Die Richtlinie erfordert detailliertes Transaction Reporting mit über 65 Datenfeldern pro Transaktion, was manuelle Prozesse bei Millionen täglicher Transaktionen unmöglich macht. Besonders herausfordernd ist der Nachweis der bestmöglichen Ausführung (Best Execution) über verschiedene Handelsplätze hinweg.

RegTech-Lösungen automatisieren diese Anforderungen durch:

  • KI-basierte Datenerfassung und -validierung in Echtzeit
  • Machine Learning für Marktdatenanalyse und Best Execution
  • Blockchain-basierte Audit Trails für unveränderliche Dokumentation
  • Smart Contracts zur automatisierten Compliance-Überwachung

GDPR: Datenschutz-Compliance durch Automation

Die Datenschutz-Grundverordnung erfordert Privacy by Design Implementation und präzise Dokumentation aller Datenverarbeitungsprozesse.

RegTech-Systeme nutzen künstliche Intelligenz zur automatisierten Data Discovery und erstellen granulare Consent Management Systeme. Machine Learning-Algorithmen erkennen potenzielle Datenschutzverletzungen in Echtzeit und initiieren automatisierte Incident Response-Prozesse.

Lokalisierungsherausforderungen bei RegTech-Expansion

Präzise Terminologie als Erfolgsfaktor

Finanzregulierung operiert mit hochspezialisierten Rechtsbegriffen, die zwischen verschiedenen Jurisdiktionen erheblich divergieren. Selbst scheinbar eindeutige Konzepte wie "systematischer Internalisierer" oder "Best Execution" haben in unterschiedlichen Rechtssystemen völlig andere Auslegungen und praktische Konsequenzen.

RegTech-Lokalisierung erfordert ein tiefgreifendes Verständnis der jeweiligen nationalen Regulierungslogik und deren Umsetzung in lokale Geschäftspraktiken.

Kulturelle Anpassung von Compliance-Workflows

Unterschiedliche Regulierungskulturen spiegeln sich auch in der Software-Ergonomie wider. Während kontinentaleuropäische Systeme auf umfassende Dokumentation und Nachvollziehbarkeit setzen, bevorzugen angelsächsische Ansätze oft schlanke, ergebnisorientierte Workflows.

RegTech-Anbieter müssen diese kulturellen Präferenzen bereits in der Systemarchitektur berücksichtigen - von der Menüführung bis zur Alarmlogik.

Technische Integration und Sprachmanagement

API-Integration und mehrsprachige Datenstandards

Moderne RegTech-Plattformen müssen nahtlos in bestehende Bankensysteme integrierbar sein. Dies erfordert standardisierte APIs (Application Programming Interfaces - Schnittstellen), die verschiedene Datenformate unterstützen.

Kontinuierliches Terminologie-Management

Regulatorische Sprache entwickelt sich kontinuierlich weiter. Neue Gesetze, Auslegungen und Gerichtsentscheidungen verändern die Bedeutung etablierter Begriffe. Erfolgreiche RegTech-Anbieter etablieren systematische Prozesse zur Aktualisierung ihrer Terminologie-Datenbanken.

Die 4 Kernkomponenten einer effektiven RegTech-Lokalisierung

Qualitätskontrollmechanismen

Automatisierte Qualitätsprüfung, vergleichsbasierte Kontrolle und kontinuierliche Qualitätsmessung

Human-in-the-Loop-Prozesse

Kombination maschineller Effizienz mit menschlicher Expertise an kritischen Punkten

Risikomanagement-Frameworks

Strukturierte Bewertung und Behandlung von Übersetzungsrisiken

Compliance
und Datenschutz

Rechtskonforme Verarbeitung und Schutz sensibler Informationen

Strategische Herausforderungen der internationalen Expansion

Unzureichende Lokalisierung von RegTech-Systemen kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Besonders kritisch sind Fehlinterpretationen bei regulatorischen Meldungen, unvollständige Compliance-Abdeckung in lokalen Rechtssystemen und mangelnde kulturelle Anpassung der Benutzeroberflächen, die zu Bedienfehlern führen können.

Hohe Risiken: Rechtsdokumente, Compliance-Texte, öffentliche Kommunikation
Mittlere Risiken: Interne Dokumentation, Schulungsmaterialien
Niedrige Risiken: Informelle Kommunikation, Draft-Dokumente

Datenschutz und grenzüberschreitende Datenübertragung

Grenzüberschreitende Datenverarbeitung in RegTech-Systemen unterliegt strengen datenschutzrechtlichen Auflagen. DSGVO-Compliance ist dabei nur der Ausgangspunkt - viele Länder haben zusätzliche, teils widersprüchliche Anforderungen.

RegTech-Anbieter müssen ein komplexes Geflecht aus Adequacy Decisions, Standard Contractual Clauses und Binding Corporate Rules navigieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich diese rechtlichen Instrumente sprachlich nicht immer eindeutig in andere Rechtssysteme übertragen lassen.

Unsere Rolle bei RegTech Übersetzungen

Als erfahrenes Übersetzungsunternehmen verstehen wir die Anforderungen der RegTech-Branche und unterstützen unsere Kunden durch:

  • Spezialisierte Fachübersetzer für Recht, Finanzen, Medizin & IT

  • Nahtlose Integration in RegTech- und Compliance-Workflows

  • Terminologiepflege für konsistente und regelkonforme Übersetzungen

  • Sichere Plattformen und verschlüsselte Datenübertragung

  • Express-Übersetzungen und beglaubigte Dokumente weltweit

  • Beratung bei der Lokalisierung mehrsprachiger Governance-Strukturen

RegTech-Implementierung: Strategische Checkliste

 
Compliance-Anforderungen definieren: Alle geltenden Gesetze und Vorschriften für das Unternehmen ermitteln
 
Datensicherheit prüfen: Schutz sensibler Kundendaten und Compliance-Informationen gewährleisten
 
Bestehende Systeme anbinden: RegTech-Lösung mit vorhandenen Banksystemen verbinden
 
Systemleistung testen: Prüfen ob die Lösung große Datenmengen verarbeiten kann
 
Mitarbeiter schulen: Team auf neue automatisierte Prozesse vorbereiten
 
Anbieter bewerten: RegTech-Unternehmen auf Zuverlässigkeit und Sicherheit prüfen
 
Überwachung einrichten: Kontinuierliche Kontrolle der Compliance-Prozesse sicherstellen

Fazit: RegTech-Lokalisierung als Wettbewerbsvorteil

RegTech hat sich von einer experimentellen Nischentechnologie zu einem unverzichtbaren Instrument moderner Finanzaufsicht entwickelt. Der Erfolg internationaler RegTech-Anbieter hängt davon ab, wie geschickt sie technische Standardisierung mit regulatorischer Lokalisierung in Einklang bringen.

RegTech-Anbieter, die systematisch ihre internationale Lokalisierung entwickeln und in spezialisierte Übersetzungsprozesse investieren, schaffen echte Wettbewerbsvorteile. Als spezialisiertes Übersetzungsunternehmen unterstützen wir Sie bei der erfolgreichen Expansion Ihrer RegTech-Lösung in internationale Märkte. Unser Ansatz kombiniert technische Expertise mit regulatorischer Präzision und kultureller Kompetenz.

Kontaktieren Sie unsere Experten für ein unverbindliches Beratungsgespräch.

 

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